Julian Engler aus Hannover
IT-Stabstelle & IT-Projektleiter
Sie haben eine spannende Projektarbeit im Fernstudium Bachelor Wirtschaftsinformatik verfasst: Worum geht es dabei?
Es ging um die Modellierung eines Prozesses mittels BPMN 2.0. Kern dabei war es, diese Modelliersprache korrekt und effektiv anzuwenden, sodass der modellierte Prozess für einen Dritten gut verständlich ist. Das Modul schloss mit einer Präsenz-Präsentation dieser Arbeit im Auditorium vor Kommilitonen ab.
Auch wenn das eigentliche Thema dieses Moduls die Methodik Prozesse mittels BPMN 2.0 zu modellieren ist, funktioniert dies nur, wenn man auch einen spannenden Prozess zur Hand hat. In einer Gruppenarbeit haben wir einen Prozess modelliert, bei dem es um die Übertragung von Betriebsrenten bei einem Mitarbeiter ging, der das Unternehmen innerhalb eines deutschen Dax-Konzerns wechselt. Man muss sich dabei vorstellen, dass neben den üblichen Verträgen - wie z.B. Arbeitsverträgen - ein zusätzlicher Vertrag benötigt wird, der die Übertragung von Unternahmen A zu B regelt. Ob es zu einer Übertragung kommt, und wenn ja, in welcher Variante diese dann stattfindet, haben wir im Prozess abgebildet. Wir konnten eine hohe Komplexität mittels BPMN 2.0 gut leserlich und kompakt abbilden. Dies war dann in der Präsentation nicht nur für das Auditorium spannend, sondern auch ein spannendes und erfolgreiches Erlebnis für uns selbst.
Wie sind Sie auf das Thema gekommen? Was waren die Herausforderungen?
Im Modul hatten wir die Wahl, uns für die Abbildung eines real existierenden oder eines erdachten Prozesses zu entscheiden. Wir haben uns für ein real existierenden Prozess bei mir im Unternehmen entschieden. Da das Thema sehr speziell ist und der Prozess mit seinen Entscheidungssträngen viele Fallstricke beinhaltet, bei denen Hintergrundwissen benötigt wird, um die jeweiligen Entscheidung zu verstehen, gab es für uns drei große Herausforderungen:
- Mein Projektpartner benötigte das notwendige Hintergrundwissen.
- Es lag an mir, ihm genau das so zu erklären, dass er es versteht und damit arbeiten kann.
- Man darf sich bei der Modellierung nicht zu sehr in der Tiefe und Komplexität verlieren.
Warum haben Sie sich für Ihr Fernstudium bei WINGS entschieden?
Ich hatte direkt nach dem Abitur ein Studium (Mathematik/Physik auf Lehramt) in Hannover an der Universität begonnen. Nach drei Semestern habe ich erkannt, dass dieses Studium nichts für mich ist. Vor allem empfand ich die Lehrinhalte als sehr theoretisch und wenig praxisnah. Zudem war die Methodik der Veranstaltungen für mich nicht geeignet (einer von 500 Studenten im Hörsaal, sehr wenig Bezug zum Lehrenden). Aus diesem Grund hatte ich mich dann zunächst für eine Berufsausbildung (Industriekaufmann) entschieden und diese auch sehr gut abgeschlossen.
Nach dem Abschluss habe ich lange mit mir gerungen, noch einmal ein Studium zu beginnen. Dies tat mir gut, da ich meinen beruflichen Schwerpunkt in meiner täglichen Arbeit noch einmal (zum positiven) in Richtung „IT“ verschoben habe. Daher erschien mir ein Studium der Wirtschaftsinformatik als eine gute Wahl. Auf Grund der positiven Erfahrungen meiner Kollegen mit der WINGS fiel die Wahl auf diesen Bildungsträger. Mir waren dabei vor allem die Praxisnähe und eine gute Betreuung wichtig. Es sind genau diese Punkte, die ich bei meinem Erststudium vermisst habe.
Was macht Wirtschaftsinformatik für Sie zu einem spannenden Themenfeld?
Nach meiner Ausbildung hatte ich eine Sachbearbeiterstelle inne. Ich war damals nicht zufrieden und hatte mir die Programmierung in VBA selbst beigebracht und den täglichen Prozess automatisiert, wodurch sich die Durchlaufszeit um mehr als 80 Prozent verringert hat. Genau hier findet sich die Wirtschaftsinformatik interdisziplinär wieder und genau hier fühle ich mich wohl. Fachliche Anforderungen zu verstehen, diese zu analysieren und in Form von Informationstechnik aufzubereiten und ggf. zu verbessern, ist mein „home turf“.
Was hat Ihnen im Studium bisher besonders gut gefallen?
Ich habe oben geschildert, welche Maßstäbe ich auf Grund meiner bisherigen Erfahrungen an das Studium und den Bildungsträger setze. Genau das ist es, was mir über weite Teile des Studiums (bisher Semester 4) gefällt. Natürlich gibt es auch Module deren Inhalt naturgemäß eher theoretisch ist (z.B. Grundlagen der Informatik), aber auch hier wird immer versucht, einen plausiblen Praxisbezug herzustellen. Auch die Betreuung durch die Mitarbeiter der WINGS ist sehr vorbildlich, ebenso die Kommunikation der Modulverantwortlichen und Tutoren.
Was konnten Sie bereits aus dem Fernstudium für die Praxis/den Job mitnehmen?
BPMN 2.0 als Modellierungssprache ist in meiner aktuellen Situation als Projektleiter für ein größeres IT-Projekt sehr hilfreich. Ich glaube, die Inhalte des Studiums verhalten sich in der Relevanz zum beruflichen Alltag genau so, wie die meiner Berufsausbildung.
Damit möchte ich sagen, sowohl eine Berufsausbildung, als auch ein Studium, einem jeweils einen Kasten voll Werkzeugen an die Hand geben. Im Studium natürlich in anderer Form, Güte und Qualität. Es ist aber klar, dass nicht jedes Werkzeug in diesem Kasten zum Einsatz kommt. Und dennoch ist es beruhigend, wenn man beim Hineindrehen einer Spezialschraube den passenden Aufsatz im Werkzeugkasten hat. Bei mir ist es unter anderem BPMN 2.0.
Wie hat sich Ihr Leben durch das Fernstudium verändert?
Ich durfte stark an meinem Zeitmanagement arbeiten. Früher bin ich nach getaner Arbeit gerne aufs Mountainbike oder Rennrad gestiegen, ebenso am Wochenende, und habe da mehr als 100km an einem Stück abgerissen. Das geht in dieser Intensität nicht mehr, ohne geht es aber auch nicht (um das vorwegzunehmen!).
Im Moment möchte ich mein Leben als ein auf einem Stift balanciertes Dreieck beschreiben. An den Ecken befinden sich Job, Studium und mein Privatleben. Die Ecken des Dreieckes muss ich immer verschieben und dabei aufpassen, dass es immer noch auf der Stiftspitze ausbalanciert ist. Mal gelingt es mir gut, mal muss ich mir aber auch eingestehen, dass ich beim Balancieren von vorne beginnen muss. Das ist die wohl größte Änderung seit Beginn des Studiums.
Was würden Sie Studieninteressierten raten?
Mir fallen hierzu vier Dinge ein:
- Hört auf euch selbst, bzw. in euch rein! Mir hat die kaufmännische Ausbildung und die Sachbearbeitung sehr geholfen, mich und meine Interessen noch einmal neu zu finden. Ohne diese Entwicklung und die ehrliche Selbsteinschätzung hätte ich womöglich etwas anderes, oder gar nicht studiert. Manchmal ist es auch gut, die Außenwahrnehmung durch das Umfeld zu erfragen.
- Informiert euch! Sprecht mit Kollegen, Freunden, Familienangehörigen. Die können euch nicht nur ihre Wahrnehmung schildern, sondern standen selbst schon vor so einer Entscheidung. Manch einer hat auch schon Erfahrungen mit einem Bildungsträger oder Studiengang gemacht. Nutzt verschiedene Informationsveranstaltungen, um am Ende den Studiengang und Bildungsträger zu finden der zu euren Maßstäben passt!
- Seid realistisch! Wie bereits geschildert, verstehe ich das Studium als eine Art Toolbox oder Werkzeugkasten. Ich bin nicht mit der Erwartung reingegangen, dass ich mit dem Studium automatisch befördert werde. Beruflicher Erfolg kommt in meinen Augen aus vor allem eigenem Antrieb. Das Studium kann einem jedoch den passenden Werkzeugkasten zur Seite stellen. Man muss am Ende selbst die richtigen Werkzeuge daraus nehmen und damit arbeiten.
- Übernehmt euch nicht! Ich finde, das Dreieck auf der Bleistiftspitze als Beschreibung für meine momentane Situation sehr trefflich! Aktuell fordert der Beruf sehr viel, was zu Folge hat, dass ich ein Urlaubssemester nehme. Am Ende will und werde ich das Studium erfolgreich abschließen. Es wird aber immer Situationen geben, in denen ich sehe, wie ich es richtig ausbalanciere. Dabei muss ich dann akzeptieren, mal eine der drei Seiten zurückzustellen. Dies ist in diesem Moment zunächst doof, insgesamt aber ein Erkenntnisgewinn, den ich ziehen durfte, weil ich so gesehen habe, dass ich am Ende sowohl im Job, im Studium, als auch im privaten Leben vorankomme.
Sie möchten noch etwas sagen? Hier haben Sie die Gelegenheit dazu:
Dass die Hochschule Wismar/die WINGS langjährige Erfahrungen in Sachen Fernstudium hat, ist vor allem in den Modulen der klassischen BWL zu sehen. Die Kombination aus Onlinevorlesung (Video), Studienbrief und Übungsaufgaben, zu denen es Lösungen oder sogar Tutorien gibt, wie auch eine gute Klausurvorbereitung durch den Tutor, ist für mich ein didaktisches Modell, mit dem ich sehr gut klar komme. Ich würde mir hier wünschen, dass man vor allem die wenigen Module, die noch an einem klassischen Präsenzstudium angelehnt sind, auf diese Methoden einmal prüft und anpasst.
